Die Lagunenstadt hat immer ihren Charme, haben wir uns gedacht. Und es stimmt: Venedig im Dezember ist ein Geheimtipp. Denn abseits der Massen zeigt sich die unwirkliche Stadt von ihrer schönsten Seite und lässt die wenigen Besucher:innen in verborgene Winkel eintauchen.

Blick auf den Markusplatz mit dem Markusdom im Zentrum neben dem Campanile
Der Markusplatz ist beim ersten Besuch überwältigend.

Für euren Besuch der wunderschönen Stadt in Norditalien solltet ihr ein Hotel im Zentrum auswählen. Venedig ist nicht riesig, aber jeden Morgen über den noch menschenleeren Markusplatz zu spazieren, ist ein ganz besonderes Erlebnis. Schaut euch im Vorfeld die Stadtviertel an – empfehlenswert sind neben San Marco auch Canareggio, Castello und San Polo. Von dort könnt ihr praktisch jedes Ziel bequem zu Fuß erreichen. Das spart euch einiges an Fahrtkosten.

Gondoliere auf dem Canal Grande im Gegenlicht
Sehr edel, aber auch sehr teuer bewegt sich, wer eine Gondel auf dem Canal Grande mietet.

Mit dem Schiff durch die Lagune

Venedig ist eine Stadt, die ihr komplett zu Fuß erkunden könnt und solltet. Es gibt fast keine Fahrzeuge und auch, wenn die Orientierung in den engen Gassen anfangs eine echte Herausforderung ist (und Kartendienste regelmäßig an ihre Grenzen kommen), selbst die Distanzen vom Ankunftsbahnhof Santa Lucia bis zum Biennalegarten am anderen Ende der Stadt sind noch gut zu bewältigen. Was aber trotzdem ein absolutes Erlebnis ist, sind die Metro-Schiffe der Ferrovia, die wie ein U-Bahn-Netz die einzelnen Haltestellen der Stadt mit Booten verbinden und die Fortbewegung in Venedig und seinen umliegenden Inseln zum Highlight machen.

Ein Vaporetto legt an einem Anleger in Venedig an
Die Vaporettos sind eine ziemlich bequeme Transportmöglichkeit in der Lagune.

Wer Venedig im Dezember besucht, hat die Schiffe manchmal sogar für sich alleine und kann ohne Gerangel die besten Außensitzplätze ergattern, von denen aus sich wirklich atemberaubende Perspektiven auf die Palazzi am Canal Grande und seinen Seitenarmen bieten. Venedig erkundet ihr also besser auch vom Wasser aus. Viele Sehenswürdigkeiten sind so erst vollständig zu sehen und die Erfahrung, spät nachts von einem Abendessen zurück an den Markusplatz zu fahren, ist einfach unersetzlich.

Blick auf den Canal Grande im Sonnenlicht, beleuchtete bunte Häuser im Vordergrund, außerdem Schiffe
Uns hat der untere Teil des Canal Grande ab der Ponte dell‘Accademia am Besten gefallen.

Der Glanz vergangener Zeiten

Wer zum ersten Mal die Basilica di San Marco, den Markusdom, betritt, wird schier erschlagen von der goldenen Pracht und dem überbordenden Prunk der deckenfüllenden Goldmosaiken. Der gesamte Innenraum ist damit ausgekleidet. Von Außen wirkt die Kirche wie eine übliche italienische Basilika, das Innere hingegen ist im byzantinischen Stil errichtet und erinnert an den Glanz vergangener Zeiten, als die Republik Venedig mit einer Wallfahrtskirche Besucher:innen anziehen sollte. Der Bau des Doms für den Heiligen Markus, von dem auch eine Reliquie aufbewahrt wurde, begründet einen Teil des Aufstiegs des Stadtstaats. Wir empfehlen in jedem Fall, sich Zeit für den Besuch zu nehmen. Ein bis zwei Stunden benötigt ihr, um den Innenraum und die Terrasse mit der Quadriga und der spektakulären Aussicht auf den zweigeteilten Markusplatz zu erkunden. Das Zusatzticket für die Besichtigung des prunkvollen Pala d‘oro ist auf jeden Fall sein Geld wert! Dezember-Vorteil: Kein Anstehen oder Vorbuchen nötig!

Blick in den Innenraum des Markusdoms
Der prächtige Innenraum des Markusdoms erinnert an Kirchen in Byzanz.
Detailansicht des Pala d‘oro
Das prächtige Retabel, den Pala d‘oro, solltet ihr unbedingt (für ein Zusatzticket) besichtigen.

Der Charme der Spiegelungen

Jedes Viertel hat seine Vorzüge. Uns hat Canareggio ganz besonders gut gefallen. Dort findet ihr nicht nur die aus Instagram weltberühmte Libreria Aqua Alta, eine Buchhandlung, die bei einem schlimmen Hochwasser fast vollständig versunken ist und deren getrocknete Bücher nun als Fotospots für eine ganz besondere Atmosphäre suchen, sondern auch den Rio della Misericordia – eine Wasserstraße, die an unzähligen Cafés, Restaurants, Kneipen und Cicchetti-Bars vorbeiführt.

Libreria Aqua Alta in Venedig, im Hintergrund Bücher
In der Libreria Acqua Alta gibt es neben vielen getrockneten Büchern auch ein paar Souvenirs zu kaufen.
Getrocknete Bücher aus der Libreria Aqua Alta in Venedig.
Die gestapelten und im Hochwasser nass gewordenen Bücher bieten heute ein schönes Fotomotiv.

Venedig im Dezember ist kalt!

Wir wollten es auch nicht glauben, weil unsere bisherigen Italien-Erfahrungen im Winter eher mit milden Temperaturen im Gedächtnis geblieben waren. Aber Venedig liegt eben doch ein Stück weiter nördlich als beispielsweise Bologna. Und dementsprechend kalt sind die Monate Dezember bis Februar in der Hauptstadt des Veneto. Die Temperaturen lagen bei unserem Besuch in der zweiten Adventswoche regelmäßig um den Gefrierpunkt. Wenn es sich also im restlichen Jahr auf den Piazzette und in den Giardini der Stadt pausieren lässt, brauchten wir im Winter warme Kleidung und regelmäßige Aufenthalte in Cafés. Warme Kleidung ist also ein Muss, denn abgesehen von gastronomischen Angeboten findet ihr auf eurem Städtetrip wohl kaum einen warmen Ort, Museen mal ausgenommen.

Kaffeepause in Venedig
Eine kleine Pause mit Kaffee und Gebäck hat im Winter einen wärmenden Nebeneffekt.

Ist Venedig teuer?

Das ist wohl das am weitesten verbreitete Gerücht über die italienische Großstadt. Ob es wahr ist, wollten wir natürlich auch herausfinden. Spoiler: Wir wurden nicht enttäuscht. Im Caffè Florian auf dem Markusplatz kostet ein Cappuccino schlappe 16 Euro. Aber keine Sorge, Venedig ist per se keine teure Stadt, aber es gibt überdurchschnittlich viele sehr teure Orte, die sich an die zahlreichen wohlhabenden Tourist:innen angepasst haben. Unsere Städtereise hat uns aber nicht mehr gekostet als beispielsweise ein Trip nach London oder Madrid. Wir haben tolle Restaurants und Bars im Zentrum gefunden, in denen wir zu regulären europäischen Preisen gegessen und getrunken haben. Im Sommer ist es übrigens noch einfacher, günstig über den Tag zu kommen, wenn die leckere Pizza oder frische Pasta zum Beispiel einfach in einem Park verspeist werden kann. Checkt also vorher die Preise und fallt nicht auf Touri-Angebote rein.

Aqua Alta auf dem Markusplatz, Spiegelung des Markusdoms im Hochwasser
Aqua Alta auf dem Markusplatz. Hochwasser kommt im Winter oft vor – gute Schuhe sind also Pflicht!

Das Licht des Winters

Am meisten fasziniert hat uns in Venedig die besondere Lichtstimmung im Dezember. Wir hatten gutes Wetter mit viel Sonnenschein und konnten das Farbenspiel der Wintersonne auf den pastellfarbenen Palazzi und ihren Spiegelungen in den Kanälen an jeder Ecke genießen. Noch nie haben wir in einer Stadt so viele Fotos von normalen Wohnhäusern gemacht. Einfach, weil jede Spiegelung eine Brücke weiter noch schöner aussah als die letzte.

Blick auf San Giorgio Maggiore vor Gondeln und Laternen
Am Blick auf den winterlichen Abendhimmel am Canal Grande konnten wir uns nicht sattsehen.

Bunte Häuser und ein altes Handwerk: Die Wunder von Burano und Murano

Einen ganzen Tag solltet ihr einplanen für den Ausflug auf die Nachbarinseln Burano und Murano. Während Letztere mit ihren zahlreichen Glasbläsereien eines der ältesten und faszinierendsten Handwerke der Menschheitsgeschichte präsentiert, ist Burano einfach nur farbenfroh und hübsch. Murano ist überlaufen und, von zwei, drei spannenden Einblicken in die traditionsreiche Glaskunst mal abgesehen, auch ziemlich touristisch. Die feilgebotene Glaskunst ist größtenteils kitschige Massenware, die schönen Stücke entweder unbezahlbar oder gut versteckt.

Burano hat uns dagegen deutlich besser gefallen, weil dort die echte Inselatmosphäre spürbar ist. Alles ist langsamer, die bunten Gässchen laden zum Bummeln ein und an jeder Ecke spiegelt sich die Farbenpracht in den ruhigen Wassern der Kanäle, die durch kleine Brücken verbunden sind. Einmal die Stunde etwa wird es quirlig am Anleger für die Boote, ansonsten der perfekte Ort, um dem Wintertrubel Venedigs für ein paar Stunden zu entkommen. Und obwohl Kaffee im Norden Italiens einfach nicht so gut schmeckt wie im Süden, haben wir im Café In Piazzetta auf der Piazza Baldassara Galuppi endlich einen leckeren Cappuccino mit Hafermilch gefunden.

Bunte Häuser im Abendlicht auf Burano
Auf Burano ist jede Straße bunt.

Wie viel Weihnachtliches gibt es in Venedig?

Vor unserem Besuch haben wir gelesen, dass Venedig an jeder Ecke weihnachtlich beleuchtet ist und sogar Weihnachtsmärkte mit warmem Vin Brulé zum Aufwärmen einladen. Zwar haben wir in der Tat hier und da weihnachtliche Dekorationen entdeckt, die teilweise allerdings erst spät im Dezember angebracht wurden, und sogar einen Mini-Weihnachtsmarkt gefunden. Es lohnt sich außerdem, bei Bootsfahrten Ausschau zu halten nach geschmückten Werften; manch schöne Krippe verbirgt sich nämlich an Orten, die nur vom Wasser aus entdecke werden können. Mit der deutschen Vorstellung hat das aber nichts zu tun. Da können sich andere italienische Städte definitiv eher sehen lassen.

Blick auf die Rialto-Brücke bei Nacht mit einem beleuchteten Stern
Die berühmte Rialto-Brücke ist nachts besonders schön.
Weihnachtskrippe in einer Gondel-Werft
Eine der versteckten Weihnachtskrippen in einer Gondel-Werft.

Es sind aber sowieso vielmehr die frühen Abende und langen Winternächte, die den Charme des weihnachtlichen Venedig ausmachen. Die Spiegelungen der beleuchteten Palazzi verbreiten eine magische Stimmung, wenn sich das Wasser in den Kanälen beruhigt hat.

Sternschnuppe als Weihnachtsdeko am Arsenale
Weihnachtliche Dekoration am Arsenale.

Vegan in Venedig?

Kulinarisch ist eine Italien-Reise ja immer ein Fest für Vegetarier:innen und inzwischen auch für Veganer:innen. Auch in Venedig fanden wir eine große Auswahl an vegetarischen und veganen Pasta- und Pizza-Gerichten, hier empfehlen wir insbesondere das Nevodi Pizza Lab. Leider können Pizzen dort nur zum Mitnehmen geordert werden – im Winter ein Problem.

Wer sich setzen möchte, kann darum beispielsweise in einer der zahlreichen Cicchetti-Bars das vegane Angebot ausprobieren. Es lohnt sich aber, vorher zu fragen oder in den Vitrinen zu schauen, ob es vegane Cicchetti gibt, da die meisten der belegten Brote mit Fisch oder Wurst belegt werden.

Wer sich vegan ernährt und es kulinarisch krachen lassen möchte, ist bei La Tecia Vegana goldrichtig. Das einzige rein vegane Restaurant der Stadt bietet Primi und Secondi der Spitzenklasse an – und das 100 Prozent pflanzlich. Uns hat die Lasagne besonders gut geschmeckt und das vegane und glutenfreie Tiramisu war einfach himmlisch. Lediglich die Lage ist nicht ganz optimal. Dafür reizt dann ein besonderes Erlebnis: Nach dem Dinner mit dem Vaporetto über die nächtliche Lagune zurück ins Zentrum fahren.

Unser Tipp ist der Besuch im Restaurant La Zucca. Es gibt Tages- und Wochenkarten und alle Zutaten sind saisonal und super frisch. Alles, was wir dort gegessen haben, können wir uneingeschränkt empfehlen. Das urige Ristorante ist eine Institution in Venedig und darum müsst ihr auf jeden Fall einen Tisch reservieren.

Unser Fazit: Venedig im Dezember

Alles in allem können wir nur dazu empfehlen, Venedig im Dezember zu besuchen. Gerade für Venedig-Einsteiger:innen ist das die perfekte Gelegenheit, die Lagunenstadt ohne Hitze und Trubel kennen und lieben zu lernen. Wir möchten auf jeden Fall noch einmal hin – und das am liebsten wieder in den Wintermonaten. Natürlich hatten wir wahnsinniges Glück mit dem Wetter und wir sind auch Menschen für das kalte Wetter. Wir haben zum Beispiel auch unseren Island-Roadtrip im Januar trotz eisiger Temperaturen sehr genossen.

Sonnenuntergang über Venedig, rot-orangener Himmel, die Silhouette der Stadt im Hintergrund
Sonnenuntergänge im Winter beobachtet ihr am Besten vom Vaporetto aus.

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