Wer etwas für Berge und Meer übrig hat, sollte Madeira im Frühling besuchen. Denn dann erstrahlt die Insel als ein einziges buntes Blumenmeer, das zum Wandern, Schauen und Staunen einlädt. Auch wenn es zum Baden im Meer wahrscheinlich noch etwas frisch ist, ist das azurblaue Wasser ideal zum Spazieren, Flanieren und Bootfahren. Und mit etwas Glück seht ihr Wale und andere Meeressäuger.

Wir sind auf die portugiesische Insel gereist, um zu wandern. Die Temperaturen, die auf Madeira im Frühling herrschen, fanden wir angenehm, und die Aussicht auf die vielen Blumen gefiel uns. Also waren wir von Anfang bis Mitte April zehn Tage dort – und es hat uns wirklich gut gefallen. Lest hier, was wir während unseres Roadtrips auf Madeira erlebt haben und was wir euch empfehlen!
Zuallererst einmal ein kleines Auto. Madeiras Straßen sind schmal, steil und vielbefahren sowie durch ständige Tunnel und Kreisel unterbrochen. Bucht das kleinste Auto, das es gibt, um mobil auf der Insel zu sein und Madeira im Frühling in eurem eigenen Tempo zu erkunden.
Wandern
Die Wanderwege haben den Vorteil, dass sie oft an den so genannten Levadas, den Bewässerungssystemen der bergigen Insel, entlanglaufen. Zwar solltet ihr schwindelfrei sein, da es neben den schmalen Wegen oft steil bergab geht; da die Steigung aber gering ist, ist Madeira ein ideales Ziel zum Wandern mit Kindern oder älteren Personen.
Dafür eignet sich der Parque Florestal das Queimadas besonders gut. Hier gibt es verschiedene Wanderwege inklusive „Um caminho para todos“ sowie verwunschene Levadas und wunderschöne Blumengärten. Diese laden zum Bewegen und Entspannen sein – denn schattig ist es obendrein.

Insgesamt gibt es über 30 offizielle Wanderwege auf Madeira. Am besten gefallen hat uns der Rundweg Levada Nova und Levada do Moinho (wir haben an der Kirche Igreja da Lombada geparkt, wo es auch eine Toilette und ein kleines Café gibt). Entlang an den Levadas und Wasserfällen, hat uns dieser Rundweg vor allem wegen der atemberaubenden Ausblicke fasziniert.
Dauer: ca. 2,5 Stunden (mit zahlreichen Fotostopps)


Ein weiteres Highlight war für uns der PR 8 Vereda da Ponta am östlichen Zipfel der Insel, São Lourenço. Hier gibt es keine Levadas, aber die Wege biegen sich um die Felsen und sorgen so immer wieder für neue Blickachsen auf den Atlantik. Dieser Weg sollte früh morgens gegangen werden, weil einerseits dann das Licht am besten ist und andererseits die Touri-Massen noch nicht angekommen sind. Diese erkennt man an kilometerlangen Autoschlangen auf der ER109.
Dauer: ca. 3 Stunden (mit zahlreichen Fotostopps)

Die berühmteste Wanderung ist wohl die zwischen den beiden höchsten Bergen Pico Ruivo (1.862m) und Pico do Areeiro (1.818m). Wer nicht die rund sechsstündige Strecke zwischen den beiden Bergspitzen auf sich nehmen will, kann auch einfach nur den Ausblick vom Miradouro do Pico do Areeiro genießen und einen Teil der Strecke zurücklegen. Wir haben das zwangsläufig getan, denn der Weg zum Pico Ruivo war gesperrt und wir durften nur drei Kilometer weit wandern.
Wichtig zu wissen: Die offiziellen Wanderwege auf Madeira kosten „Eintritt“, der entweder per QR-Code zu zahlen ist oder, wie im Fall des Pico do Areeiro, bei einem Menschen. Teilweise ist das Parken auch noch kostenpflichtig.

Städte
Madeira besitzt viele süße Städte, allen voran wahrscheinlich Santana. Der kleine Ort im Nordosten der Insel ist bekannt für seine traditionellen Häuser, in denen sich kleine Läden befinden. Ein Highlight unserer Reise haben wir in Santana erlebt, nämlich die Fahrt mit dem Santana Cable Car. Die neue Seilbahn bringt Landwirt:innen und alle anderen Interessierten zum kleinen Preis an den Strand Rocha do Navio. Dort unten sind zahlreiche Felder, Blumen, so weit das Auge reicht und eine romantische Schaukel zu finden. Absolut empfehlenswert zum Pausieren.

Besonders gut gefallen hat uns Ponta Delgada wegen seiner außergewöhnlichen Kirche, der Kirche des guten Herrn Jesus. Die Deckenmalerei zeigt nämlich neben Szenen aus dem Leben auf Madeira auch zahlreiche Tiere, darunter Zebras, Tiger und Mönchsrobben. Eine einmalige Gestaltung!
Porto Moniz ist wegen der Naturbäder sicherlich einer der bekanntesten Orte der Insel. Wer Madeira im Frühling besucht, kann die Bäder nicht zwangsläufig besuchen. Als wir in dem Ort an der Nordspitze der Insel waren, blieben die Bäder wegen des extremen Wellengangs geschlossen.

Wer sich für die Geschichte der Insel mit all ihren Besonderheiten bei Transport- und Lebensmitteln interessiert, sollte einen Stopp in Ribiera Brava einplanen. Das örtliche Ethnographiemuseum zeigt alles rund um den Fischfang und die Entstehung des Madeiraweins, stellt Korbschlitten und Kutschen zur Schau und veranschaulicht, wie die Menschen früher auf der Insel gelebt haben.
Um die Inselhauptstadt Funchal kommt niemand herum – und warum auch, denn es ist eine angenehme Stadt am Meer mit viele Cafés und Märkten, Gärten und Seilbahnen. Wer mehr über unsere Zeit in Funchal erfahren will, liest hier BALD unseren Text über einen Tag in Funchal.
Whale Watching
Ab April werden professionelle Whale Watching-Touren angeboten. Auch Delfine und Schildkröten sind zu dieser Zeit schon um Madeira herum unterwegs, ebenso wie die seltenen Mönchsrobben. Am häufigsten werden Delfine, Pottwale sowie Pilot- bzw. Grindwale gesichtet. Wir hatten das Glück, auf unserer zweiten Tour gleich auf eine Gruppe von zehn Pilotwalen zu treffen – ein einzigartiges Erlebnis. Da die Bootsfahrt als solche schon wunderschön war, können wir diese Aktivität empfehlen. Boote starten von Funchal, Caniçal und Calheta aus.

Wer sich für Wale interessiert, dem/der sei ein Besuch des Museu da Baleia ans Herz gelegt. Der erste Teil der Ausstellung widmet sich einem für Tierfreund:innen dunklen Kapitel, dem Walfang, der bis 1981 legal war. Die Foto- und Videoaufnahmen aus der Zeit sind nichts für schwache Nerven.
Der zweite Teil des Whaling Museums widmet sich den Meeressäugern: Modelle von Walen und Delfinen sowie Präparate der seltenen Mönchsrobben geben einen Eindruck von Größe und Anatomie der Tiere, einige Videos, teilweise in 3D, geben spannende Einblicke. Eines der Highlights ist ein echtes, zum Kino umfunktioniertes U-Boot. Ein Museumsbesuch ist eine gute Idee für Schlechtwettertage.

Essen und Trinken
Wer Madeira im Frühling besucht, hat das Glück, der Zuckerrohrernte beizuwohnen. In Calheta gibt es die Möglichkeit, den Arbeiter:innen zuzuschauen, wie aus Zuckerrohr Saft, Schnaps und Honig entsteht. Im April stehen Ernte, Verarbeitung und Destillation an. Spannend! Bei der Sociedade dos Engenhos da Calheta können die Köstlichkeiten probiert und erworben werden. Gratis ist der Einblick in die Arbeit. Bekannt ist der Bolo de Mel, ein Gewürzkuchen mit nicht unerheblichen Anteil Zuckerrohrsirup.

Madeira ist bekannt für seinen Likörwein. Der süße Wein ist eines der Wahrzeichen der Insel. Er wurde früher mit hochprozentigem Alkohol versetzt, damit er auf Schiffsreisen länger haltbar war. Heute hat dieses Verfahren – gepaart mit einer Lagerung bei hohen Temperaturen – eine lange Tradition.
In den örtlichen Supermärkten ist der aufgespritete Madeirawein oft deutlich günstiger als in Bars, Restaurants und dem Internet. Außerdem ist die Auswahl größer. Natürlich wird auch herkömmlicher Wein hergestellt; nennen wollen wir hier das einzige weiblich geführte Weingut von Diana Silva (Ilha).
Madeira wartet aber auch mit einer eigenen Bierbrauerei auf: Coral heißt der Hersteller, von dem es auch zwei antialkoholische (sem álcool) Varianten gibt: Cerjeva (Bier) und Tónica (Tonic). Beides sehr lecker!

Vegan auf Madeira
Kulinarisch ist es für Menschen, die weder Fisch noch Fleisch essen, gar nicht so angenehm auf Madeira. Während die Supermärkte und Speisekarten mit Fisch noch und nöcher aufwarten, gibt es keine traditionellen veganen oder vegetarischen Gerichte, mit Ausnahme des Süßkartoffelbrots Bolo do Caco, das es in Imbissen mit überbackenem Käse zu kaufen gibt. Vegane Restaurants und Cafés gibt es höchstens in Funchal, weshalb wir Veganer:innen zu einer Ferienwohnung statt einem Hotelzimmer raten würden. Je flexibler ihr seid, desto mehr von den nicht ausgetretenen Pfaden findet ihr auf Madeira.
